Nein, Lena, das hätte ganz sicher keiner.

Sonntag beim Mittagessen. Es gibt Chili sin carne mit überbackener Tortillakruste – ein in der Tietfamilie erprobtes und bewährtes Rezept. Alle essen, außer Lena. Die ignoriert den Fakt, dass sie Kidneybohnen und Mais eigentlich über alles liebt, und beharrt stattdessen stur darauf, es schmecke ihr nicht – ohne auch nur einen Bissen gekostet zu haben, natürlich. Am letzten Wochenende blieb Lena unter ähnlichen Umständen hartnäckig bis nachmittags um vier Uhr am Tisch sitzen und schlief schließlich mit dem Kopf auf der Tischplatte ein – ohne ihren Teller auch nur angerührt zu haben. Mama, der diese Szenerie noch in guter Erinnerung ist, verliert die Geduld.

Mama (schimpft): „Es reicht! Wenn du nicht bis dreiviertel eins aufgegessen hast, stecke ich dich zum Mittagsschlaf ins Bett!“

Daran denkend, dass es unter erzieherischen Gesichtspunkten kontraproduktiv ist, das Bett als Strafe zu verwenden, fügt sie eilig hinzu: „… weil ich dann nämlich davon ausgehe, dass du einfach zu müde zum Essen bist und deinen Schlaf brauchst.“

Lena (brüllt): „Nein! Nicht schlafen!“

Mama (genervt): „Dann brüll nicht, sondern iss auf!“

Lena schiebt ihre Portion noch eine Weile auf dem Teller hin und her, und plötzlich fängt sie tatsächlich an, zu essen.

Lena (kauend): „Mmh, lecker.“

Mama und Papa sehen sich kopfschüttelnd an.

Mama (lobt): „Die Lena ist heute besonders tapfer, habe ich das Gefühl.“

Lena (während sie gedankenverloren mit der Gabel das letzte Maiskorn vom Teller klaubt): „Hätte das mal jemand gedacht?“

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